Der Versionswechsel von einer zur nächsten Office Line ist immer mit Aufwand verbunden, sofern man keine Standard-Installation hat. Letztere dürfte aber in kaum einem Unternehmen Verwendung finden, denn die Office Line ohne Anpassungen ist nicht wirklich ein „Sprinter“. Erst die Individualisierung, in Verbindung mit Schnittstellen und Automatisierung bringen die wahre Stärke der Office Line zum Vorschein: Dann nämlich, wenn Unternehmensprozesse elektronisch abgebildet und im Idealfall dadurch optimiert werden.
Im Frühjahr 2015 hat Sage die Office Line 7.0 (Office Line 2015) herausgebracht. Die wesentlichen Änderungen ergaben sich aus dem Wechsel auf Access 2013. Access 2013 hat im Gegensatz zu Access 2010 keine direkte Datenbankverbindung mehr, d.h. man musste bei Access 2013 nun wieder Tabellen „einbinden“ (wie dies bei Access 97 der Fall war).
Demzufolge sind Formulare auch nicht mehr mit der Datenbank direkt verbunden, und das Verwenden von sogenannten ADO Recordsets ist nicht mehr möglich – man benötigt nun „generic recordsets“. Klingt nach Umstellungsaufwand – und ist es auch. Stellt man ein Addin auf die Office Line 7.0 um, fällt nicht nur die Umstellungen an den Formularen und Berichten, sondern auch erheblich Aufwand im Programmcode an.
Betrachtet man sich nun die Office Line 7.0 und sucht nach den „Vorteilen“, dann fällt einem nicht viel ins Auge. Und tatsächlich hat Sage auch keine bedeutenden Verbesserungen in der 7.0 gegenüber einer 6.2 eingebaut.
Die Verlangsamung durch die nun wieder einzubindenden Tabellen hat man zum Anlass genommen, die Performance insgesamt zu untersuchen und kommt im Ergebnis zu einer Verschnellerung, weil eine Reihe von Performanceverbesserungen eingebaut wurden. Fakt ist aber: Dass sich der Aufwand für die Umstellung lohnt, ist eher fraglich. Die meisten meiner Kunden haben bislang nicht umgestellt – es wurde ja auch in der 6.x nichts vermisst, was die 7.0 liefert.
Was kommt in der Office Line 2016 (Office Line 7.1)?
Die „Developer Preview“ Veranstaltung, bei der Sage die Neuerungen den Entwicklern der Sage Partner vorstellt, findet – wie in den letzten Jahren- Ende März statt und somit kurz vor der für den 1. April angekündigten Veröffentlichung der 7.1.
Welche Funktionen nun genau implementiert werden, kann man daher noch nicht sagen (ich jedenfalls nicht).
Was aber sicher kommen wird, ist die Umstellung der Belegerfassung auf eine komplett neu entwickelte Maske. Die neue Belegerfassung wird dann einem realen Beleg ähnlicher sehen. Die Registerblätter entfallen, stattdessen muss man mehr scrollen. Das Wichtigste aber ist, dass die Belegerfassung als „App“ innerhalb des Appdesigners läuft. Damit ist sie die erste große Baustelle außerhalb von Access. Natürlich ist die Belegerfassung nach wie vor innerhalb der Office Line zu finden. Aber sobald ein Anwender oder Entwickler an der bisherigen Belegerfassung Anpassungen gemacht hat, muss er diese auf die neue Maske umstellen.
Eine weitere Ankündigung bereitet dem einen oder anderen Partner und Anwender Kopfschmerzen: Die Unterstützung für das Print-Addin wurde abgekündigt. Stattdessen verwendet die Office Line nun .NET basierte Druckkomponenten (Stimulsoft Reports), die aber ebenfalls nicht mehr über Access gesteuert werden. Auch hier steht also Umstellungsaufwand an.
Das vom neuen CEO von Sage herausgegebene, ambitionierte Ziel, die neue Version zum 1. April zu veröffentlichen, dürfte nicht ohne Druck auf die Softwareentwickler zu realisieren gewesen sein. Dazu kommt, dass neben der Belegerfassung auch der Appdesigner selbst erheblich angepasst werden musste, um diese Funktionalität überhaupt abbilden zu können.
Es darf also davon ausgegangen werden, dass dieser erste Wurf nicht die stabilste Version sein wird und einige Hotfixes folgen werden. Wer ein laufendes und funktionierendes System in der Office Line 6.x oder davor hat, sollte sich also gut überlegen, ob er wirklich mit Erscheinen der Office Line 7.1 auf die neue Version umstellt (und es eher lassen).
Was ich aus meiner Sicht nicht empfehlen kann, ist (ohne Not) die Umstellung auf eine 7.0 – denn wegen der erheblichen Veränderungen in der 7.1 müssten viele Anpassungen in der 7.1 erneut gemacht werden.
Fazit
Daher mein Rat: Wenn Sie jetzt eine funktionierenden Office Line im Einsatz haben, und nicht zwingend eine der neuen Funktionen der 7.0 benötigen, dann warten Sie bis Herbst 2016. Nach dem Erscheinen des ersten Servicepacks der Office Line (Juli/August 2016) haben eine Reihe von Anwendern die Software „getestet“ und die gröbsten Fehler sind raus.
Dann sollten Sie auf die neue Version 7.1 umstellen und diese Version dann als Langzeitversion (d.h. ggf. über eine 7.2 hinaus) einsetzen – jedenfalls so lange, bis die nächste schicke Office Line Version in Sicht ist.